Dienstag, 20. April 2010

5 Liebesfilme, die ein Mann mit seiner Freundin gucken kann

Die Problematik ist vielen bekannt. Als Mann hat man selten Lust, sich diese Art Filme anzusehen, auf die die bessere Hälfte am meisten steht: Liebesfilme. Aber es gibt sie, die Geschichten von Süßholzrasplern und Romeos, die auch für Männer interessant sind. Hier ist eine Auswahl von fünf Titeln, die ich in diese Kategorie zähle.


Der englische Patient
1996, Regie: Anthony Minghella

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs übernimmt die britische Krankenschwester Hana in Italien die Pflege eines bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Mannes. Von ihm ist nichts bekannt, im Lazarett wurde er aufgrund seines Akzents nur der "englische Patient" genannt. Hana hat im Krieg ihren Verlobten und ihre beste Freundin verloren und lässt sich zur Ablenkung auf die nebelhaften Erzählungen des Patienten ein. Er erinnert sich bald, dass er der ungarische Adlige László Almásy ist, der vor Ausbruch des Krieges im Auftrag der Briten die Wüste kartographierte. Bei einer Expedition verliebt er sich in die Gattin seines Kollegen. Mit ihrer Affäre und dem ausbrechenden Krieg beginnt seine Tragödie.

Ich gebe zu, der Film klingt kitschig. Frauen mögen ihn, weil die Romanze des Grafen mit all ihren Widerstände sehr emotional ist. Doch für die Männer gibt es auch was: Bomben, Krieg, Explosionen und Spione. Mit über 150 Minuten Laufzeit ist man den Abend beschäftigt, aber es handelt sich um eine schöne, ernste Geschichte, an der beide Geschlechter etwas finden.




Tatsächlich Liebe
2003, Regie: Richard Curtis

Als Mann sollten sie sich nicht von dem Titel abschrecken lassen. Zugegeben, "Tatsächlich Liebe" handelt größtenteils von Liebesbeziehungen und noch schlimmer ist, dass der Film an Weihnachten spielt. Das kann ja eigentlich nicht gut gehen. Aber erstens ist der Film eine genauso gute Komödie, wie er ein Liebesfilm ist. Zweitens ist die Weihnachtsthematik kaum auffällig und lässt sich leicht ignorieren.

In den Episoden, die zum Schluss alle mehr oder weniger miteinander verknüpft werden, geht es so zum Beispiel um einen alternden Rockstar, der um jeden Preis versucht, seinen billigen Aufguss von Weihnachts-Hit an die Chartspitze zu bringen und dabei mit seinem Manager in einer ständigen Hass-Liebe verbunden ist. Eine andere handelt von zwei Komparsen, die sich beim Dreh einer Sex-Szene kennenlernen und versuchen, während sie nackt den Liebesakt vortäuschen, sich mit Flirten abzulenken. Oder der Loser, der vergeblich Frauen anbaggert und dessen großer Traum es ist, in die USA zu fliegen, um dort von hübschen Frauen allein wegen seiner britischen Herkunft mit nach Hause genommen zu werden.

Als Mann hat man hier viel zu lachen und der Freundin kann man imponieren, dass man den Liebesfilm "ausgehalten" hat.

Männer-Trivia: Rodrigo Santoro, der im Film den schüchternen Karl spielt, der mit der ebenso schüchternen Sarah zusammenkommt, spielt im Spartiaten-Gemetzel "300" den 3-Meter-Perserkönig Xerxes.




Vergiss mein nicht!
2004, Regie: Michel Gondry

Science-Fiction, Romanze und Jim Carrey geht nicht? Und ob. Carrey spielt Joel, der nicht über die Trennung von seiner Freundin Clementine (Kate Winslet) hinwegkommt. Zum Glück gibt es die Firma Lacuna, die einem einfach alle Erinnerungen über die Person aus dem Kopf löscht. Doch während die Lacuna-Mitarbeiter sich an Joels Kopf zu schaffen machen, merkt der in seinem Trance-Zustand, dass er die Erinnerung gar nicht vergessen will. Also versucht er seine Erinnerungen in seinem Gehirn zu verstecken.

Klingt komisch, ist auch so. Der Film nutzt Rückblenden, die nach und nach die ganze Wahrheit hinter Joels und Clementines Beziehung aufdecken. Vieles spielt sich in Joels Kopf ab. Und jeder, der mal versucht hat, sich an etwas zu erinnern, weiß, wie schemenhaft Erinnerungen im Kopf sind. "Vergiss mein nicht!" setzt dieses Prinzip filmisch um. Diese Liebesgeschichte ist so bizarr erzählt, dass auch Männer gut unterhalten werden.

Leider kann ich den Trailer hier nicht einbetten. Daher nur der Link: http://www.youtube.com/watch?v=JHRRk_0Gi1I


Before Sunrise & Before Sunset
1995 & 2004, Regie: Richard Linklater (beide)

Hier kommt der Filmfan in mir durch. "Before Sunrise" und "Before Sunset" sind pure Liebesfilme, in denen fast ausschließlich geredet wird. Allerdings zumeist über Dinge abseits der Liebe. Philosophie, Beruf, das Glück.

Ich kann hier nicht die Geschichte von zweiten Teil erzählen, ohne den ersten Teil aufzulösen. Ich hasse das, aber in diesem Fall muss es sein. "Before Sunrise" beginnt in einem Zug auf dem Weg nach Wien. Der amerikanische Student Jesse trifft die Französin Celine und überredet sie, mit ihm bis zum Morgengrauen, bis sein Flug geht, durch die Stadt zu spazieren. Im Laufe des Tages kommen sie sich zwischen den Sehenswürdigkeiten der Stadt näher.

"Before Sunset" spielt neun Jahre später. Jesse und Celine haben sich nie wieder gesehen und Jesse ist mittlerweile erfolgreicher Buchautor und auf Lesetour in Paris. Dort trifft er zufällig Celine wieder. Und während Jesse erneut auf seinen Flug wartet, setzen die beiden ihre einmalige Zusammenkunft in Paris fort.

Beide Filme funktionieren sehr schön, wenn sie hintereinander geguckt werden. Beide Filme sind unkonventionelle Liebesfilme, die auch Männern gefallen werden. Sie folgen nicht der Schema-F-Schnulze in der sich Männlein und Weiblein verlieben, sich streiten und wieder zusammenkommen, um im Märchenland bis ans Ende ihrer Tage zu leben. Gerade am Ende des ersten Films wird das deutlich. Intelligente Unterhaltungen und schöne Drehorte machen beide Streifen für mich zu den mit besten Liebesfilmen überhaupt.



Nicht wundern, die Anfänge der Trailer sind ähnlich.



Für Kommentare bin ich wie immer dankbar. Jetzt übrigens auch ohne Anmeldung möglich.

2 Kommentare:

  1. Before Sunrise ist einer der besten Filme der 90er Jahre. Zu dem Zeitpunkt in Linklaters Schaffen konnte man seinen Dialogen sogar noch problemlos folgen! Before Sunset macht zum Glück nichts kaputt, gefällt mir aber nicht ganz so gut.

    Tatsächlich Liebe ist so ein Film von dem man nicht gerade rumposaunt wie gut man ihn findet, aber hilft nix, der IST gut und kann meinetwegen jedes Jahr zu Weihnachten laufen. Teilweise zu albern und kitschig, klar, aber wunderbar unterhaltsam. Großartige Besetzung und allein schon wegen Bill Nighy mehr als sehenswert!
    -G.K.

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  2. Also wenn du "Tatsächlich Liebe" anführst, solltest du auch "Leben und Lieben in L.A." erwähnen!
    Bei den anderen stimme ich bis auf "Der englische Patient" zu, was aber hauptsächlich damit zusammenhängt, dass ich ihn noch nicht gesehen habe.
    Mir persönlich gefällt "Before Sunrise" auch besser. Das hängt aber sehr stark damit zusammen, dass mir der nicht vorhandene "Look" besser gefällt. Dem zweiten Teil sieht man sein höheres Budget aufgrund des Zugpferdes Ethan Hawke sehr deutlich an.

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